art Nr. 12, Dezember 1995
Der Autor und Kunstsammler Lothar-Günther Buchheim
nannte A. Littwin-Pieper einen femininen George Grosz.
Süddeutsche Zeitung (17.2.2019)
Angelika Littwin-Piepers Statuen und Figurinen sprühen vor beißendem Witz......
….Littwin-Pieper bleibt gerne im Hintergrund, ist aber gleichzeitig eine maliziöse, gnadenlos genaue Beobachterin. Anders als Grosz gibt sie sich nicht mit den großen politischen und gesellschaftlichen Missständen ab, sondern gießt ihren Spott ganz und gar unverblümt über ihre Mitmenschen aus.
….. Seit gut zehn Jahren dienen ihr vorzugsweise Schwemmhölzer, die sie von Reisen nach Sardinien und Sizilien mitbringt, als Körper oder Torsi für ihre Figuren. Die Köpfe formt sie auch weiterhin aus Ton, wobei sie nahtlose Übergänge zwischen den verwitterten und vom Salzwasser zerfressenen Oberflächen der Fundstücke und dem „Inkarnat“ zu schaffen weiß, sodass Schultern, Hals und Kopf gleichsam aus dem Holz herauswachsen. Das zerfurchte, unbearbeitete Holz und die sorgfältig bis ins Detail ausgearbeiteten Gesichter stehen dabei in einem höchst reizvollen Kontrast.
Die so entstandenen Kopf-Torsi werden auf hohe Eisenstangen montiert und schweben so gleichsam im Raum.
….Daneben gibt es auch weiterhin von Kopf bis Fuß ausgearbeitete Figuren,die ganz aus Ton geformt werden - allerdings in deutlich kleineren Formaten. Hier lebt die Künstlerin nach Herzenslust ihre satirische Ader aus, etwa wenn sie eine ganze Truppe von „Damen mit Hündchen“ aufmarschieren lässt: Jede einzelne trägt zwar einen eleganten Hut, Schmuck und reichlich Schminke - ansonsten aber bloß eine rote Schärpe, die ihre in üppigen Röllchen wuchernde Körperfülle, ihre hängende Brüste, ihre faltige Haut und ja, ihre opulenten Tattoos nicht einmal ansatzweise verbergen kann.
...Und manche dieser Charakterfiguren sind von so beißendem Witz, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
Süddeutsche Zeitung (11.04.2002)
............Littwin-Piepers lebensgroße Figuren aus Ton verblüffen, amüsieren und verunsichern zugleich. Sie symbolisieren den Blick hinter das Dasein und den Blick in den Spiegel des Selbst. Sie sind karikativ, zynisch und satirisch und geben Zeugnis vom Zustand der Gesellschaft. Sie sind kritisch und amüsant zugleich, Fin-de-siecle-kunst auf höchstem Niveau.
Eitelkeit, Posse, Spaß und Kritik gleichermaßen atmen die kongenialen Figuren der Künstlerin und sie ziehen den Betrachter unwiderstehlich in seinen Bann.